Gemeinde bekommt zwei PV-Anlagen geschenkt
Nottuln/Appelhülsen. Photovoltaik-Anlagen auf öffentlichen und privaten Hausdächern waren vor 20 Jahren noch eher eine Seltenheit. Bürgerinnen und Bürger, die sich damals für diese umwelt- und klimaschonende Variante der Energiegewinnung entschieden haben, beschritten damit Neuland. Das war bei den 23 Nottulnerinnen und Nottulnern, die sich 2005 zur Regiostrom Nottuln Solar GbR zusammengeschlossen haben, nicht anders.
Sie ließen seinerzeit zwei Bürger-Solaranlagen in Nottuln installieren: Eine auf dem Dach der Turnhalle am Niederstockumer Weg in Nottuln mit rund 36 kW und eine weitere auf dem Dach der Mariengrundschule in Appelhülsen mit fast 39 kW.
Im Dezember 2005 gingen die beiden Anlagen in Betrieb — die Dachflächen stellt die Gemeinde Nottuln der Regiostrom Nottuln Solar kostenlos zur Verfügung, und zwar über 21 Jahre lang.
Seit zwei Dekaden produzieren die beiden Anlagen fleißig Strom aus Sonnenenergie: Rund 34 000 kWh/Jahr erreicht die Anlage auf dem Dach der Turnhalle und die PV-Module auf der Mariengrundschule schaffen rund 39 000 kWh im Jahr.
Eingespeist wird der Strom ins öffentliche Netz und die Besitzer:innen der beiden Anlagen profitieren vom Verkauf des Stroms, der nach dem Erneuerbaren-Energie-Gesetz (EEG) vergütet wird.
„Wir haben insgesamt fast 1,5 Mio. kWh erzeugt“, zieht Harald Nölle von Energie-Concept-Münster (ecm), der Geschäftsführer der Gesellschaft, eine positive Bilanz. In den 20 Jahren sei so viel umweltfreundlicher Strom produziert worden, dass 20 Einfamilienhäuser damit rein rechnerisch über 20 Jahre ihren Strombedarf abdecken konnten, so Nölle.
Dabei wird nicht nur Strom erzeugt, sondern auch C0₂ vermieden: Bislang sind es 715 Tonnen Kohlendioxid.
Jetzt aber, nach Ablauf dieser 20 Jahres-Frist ist die Wirtschaftlichkeit für die Regiostrom Nottuln Solar GbR nicht mehr gegeben und die Gesellschaft löst sich mit Wirkung zum 1. Januar 2026 auf.
Im Rahmen einer Gesellschafter-Versammlung bekam die Gemeindeverwaltung nun die PV-Anlagen geschenkt. Bürgermeister Dr. Dietmar Thönnes war es, der dieses Geschenk annahm und dafür symbolisch von Geschäftsführer Harald Nölle ein Buch über die Sonne erhielt. Der Verwaltungschef gab das Buch direkt weiter an Stefanie Becker, Lehrerin an der Grundschule in Appelhülsen, die sich als „Schule der Zukunft“ mit Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) beschäftigt. „Aus diesem Grund ist Buch bei Ihnen sicherlich gut aufgehoben“, so Thönnes.
Der Bürgermeister bedankte sich bei den Mitgliedern der Regiostrom Nottuln Solar GbR mit den Worten: „Danke für Ihr Engagement und Ihren visionären Geist!“ Thönnes betonte, wie wichtig diese Weitsicht ist: „Hätten wir vor 20 Jahren schon geahnt, wie wichtig ein Integriertes städtebauliche Entwicklungskonzept ist, stünden wir heute in Sachen Klimaneutralität deutlich besser da.“
Der diesbezügliche Protest der Bürger:innen sei beständig, so Thönnes weiter. Egal, ob es sich um Fahrradstraßen oder um Windenergie handele. „Ihr Projekt hingegen ist geräuschlos installiert worden und hat ebenso geräuschlos gearbeitet“, betonte der Bürgermeister und wies darauf hin, dass schließlich „wir alle zusammen die Verantwortung für die Zukunft tragen.“
Die PV-Anlagen werden nun weiter betrieben und zwar ab Anfang des nächsten Jahres von der Gemeinde Nottuln. „Sie werden auch sicherlich in den nächsten zehn Jahren noch gute Dienste tun“, war sich Harald Nölle sicher und unterstrich, dass auch nach 20 Jahren Laufzeit keine Ertragsminderungen festzustellen seien.
Damit die Gemeinde Nottuln den Sonnenstrom in einigen Monaten für ihre Liegenschaften nutzen kann, und dadurch weniger Strom zukaufen muss, sind nun noch einige Umbauarbeiten notwendig.
Die Regiostrom-Gesellschaft hingegen bedankte sich mit der Überlassung der beiden PV-Anlagen an die Gemeinde Nottuln auch dafür, dass sie ihr die Dächer über diesen langen Zeitraum kostenlos zur Verfügung gestellt hatte.
Initiiert wurde die Regio Solar-Gesellschaft Anfang der 2000er-Jahre durch die Friedensinitiative (FI) Nottuln, die sich damals schon angesichts des sich abzeichnenden Klimawandels für die Energiewende einsetzte. „Wir haben seinerzeit sehr intensiv die wissenschaftlichen Studien zum bevorstehenden Klimawandel studiert und waren uns einig, dass wir schnell handeln müssen“, sagte Robert Hülsbusch von der FI Nottuln, „und zwar weg von den fossilen hin zu den regenerativen Energien.“ Bereits 1995 installierten die Mitglieder der FI die ersten Solaranlagen im Stiftsdorf. Mit Einführung des EEG in Deutschland konnten dann Solaranlagen im großen Stil installiert werden —auch in Nottuln. Da es auch immer wieder Hausbesitzer:innen oder Mieter:innen gab, die keine Möglichkeit hatten, eine eigene Solaranlage auf das Dach zu legen, gründete sich schließlich die Bürgersolargemeinschaft Nottuln.
