„Es waren zehn spannende Jahre“
Schiedsfrau Elisabeth Schmeddinghoff beginnt am ersten Januar ihre dritte Amtszeit
Nottuln. Als Elisabeth Schmeddinghoff den Aufruf „Schiedsleute gesucht“ in der Zeitung gelesen hatte, war sie direkt interessiert. Sie bewarb sich bei der Gemeinde Nottuln, stellte sich erfolgreich dem Gemeinderat vor und wurde Schiedsfrau in der Gemeinde. Das war vor zehn Jahren. Am 1. Januar 2023 beginnt nun ihre dritte Amtszeit als Schiedsfrau. Mitte Dezember wurde sie vom Rat dazu erneut bestellt.
In einer Feierstunde würdigten Bürgermeister Dr. Dietmar Thönnes, Rechtsrat Stefan Kohaus, Hans-Jörg Teubner vom Ordnungsamt der Gemeinde Nottuln und Volker Christoph, Vorsitzender der Bezirksvereinigung Münster im Bund Deutscher Schiedsmänner und Schiedsfrauen (BDS), und Nottulner Kollege von Elisabeth Schmeddinghoff, ihre bisherigen Verdienste um das Ehrenamt und beglückwünschten die 63-Jährige Schapdettenerin zu ihrer weiteren Amtszeit.
Die Schiedsfrau Elisabeth Schmeddinghoff könnte so richtig aus dem Nähkästchen plaudern, wenn sie wollte. Sie könnte von einer lauten Poolpumpe erzählen, die die Nachbarn um den Schlaf bringt, von Bäumen, deren Zweige sich zu weit über das nachbarliche Grundstück neigen oder von einem Zaun, der so nicht stehen darf, wie er steht.
Es gibt so manche schöne Geschichte, wenn es zu einer gütlichen Einigung zwischen den oft nachbarschaftlichen Streithähnen gekommen ist, und es gibt jene, die die Zuhörerinnen und Zuhörer eher betroffen zurücklassen, weil das, was da passiert ist und wie sich der Umgang zwischen den Parteien und der Schiedsfrau entwickelt hatte, so gar keinen guten Verlauf genommen hat.
Elisabeth Schmeddinghoff nimmt den Schutz ihrer Mandantinnen und Mandanten sehr genau: Details gehen niemanden etwas an. Deshalb berichtet sie nur Grundsätzliches von ihrer Arbeit und das reicht schon aus, um eine Vorstellung von dem zu bekommen, wie Streitigkeiten aussehen, zu deren Schlichtung sie gebeten wird. Der Ton sei über die Jahre hinweg rauer geworden – nicht nur der, der zwischen den Parteien angeschlagen wird, sondern auch ihr gegenüber. „Beleidigungen sind gar nicht mal so selten“, berichtet Elisabeth Schmeddinghoff. Doch davon lässt sie sich nicht beirren, und macht einfach ihren Job, den sie eben trotz allem oder gerade deswegen sehr gerne macht. „Es sind zehn spannende Jahre gewesen“, sagt Schmeddinghoff, die bei ihrem Ehrenamt vor allem das gute Gefühl mag, wenn die betroffenen Parteien zu einem Vergleich kommen.
So eine Streitschlichtung, bei der es oft um nachbarschaftliche Dinge geht – bei Straftaten oder Familiensachen wie Ehestreitigkeiten dürfen Schiedsleute gar nicht eingeschaltet werden – kann auch mal dauern. Aktuell betreut Schmeddinghoff einen Fall, der sich bereits über zwei Jahre hinzieht. Und oft merkt sie bereits schon beim ersten Treffen, ob eine Schlichtung zum gewünschten Erfolg führt oder eher nicht.
So mancher Fall endet dann doch vor dem Gericht, weil sich die Streithanseln nicht einigen können. Dabei sind die Schiedsleute eigentlich dafür da, einen außergerichtlichen Vergleich zu erzielen, um die chronisch überbelasteten Gerichte zu entlasten.
Um zu einer für die beteiligten Parteien gütlichen Lösung zu kommen, setzt Elisabeth Schmeddinghoff neben ihrer jahrelangen Erfahrung auch ihre große Empathie und ihre Menschenkenntnis ein: „Ich bin dabei immer Moderatorin. Ich bin nicht dafür da, Entscheidungen auf der Sachebene zu treffen.“
Und eines hat sich der Schiedsfrau über die zehn Jahre hinweg besonders eingeprägt: Der Streit, zu dessen Schlichtung sie gebeten wird, ist sehr oft nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat: „Die Ursachen, die dafür verantwortlich sind, gehen viel tiefer und liegen zum Teil schon Jahrzehnte zurück.“